· 

Anders aber noch Besser als erwartet...

Ramons und Jay
Ramons und Jay

Auch die Zweite Nacht Tim BnB Nairobi habe ich herrlich geschlafen. Marie bereitete mir ein leckeres Frühstück zu und über Nacht hat es wohl noch einen Zweiten Gast gegeben. Ein Kenyaner, der auf der Durchreise war. Wir kamen ins Gespräch und er war begeistert von meiner Idee. Er sowie auch Marie zeichneten auf mein Zelt und ich begann Arby zu packen an. 

Erst jetzt bemerkte ich, dass eine Halterung meiner Tasche beim Flug Transport wohl gebrochen sein muss. Trotzdem sollte ich sie aber montieren können.  Bald war Arby gepackt und ich fuhr los. Erst am Morgen habe ich mich dazu entschieden Richtung Mt. Kenya zu fahren. Der Typ der nun ebenfalls bei Marie wohnte (ich hab leider seinen Namen vergessen) kommt aus der Gegend des Mt. Kenyas und hat noch extra einen Freund angerufen wo ich am besten hinfahren soll. Ich navigiere mit Mapsme ein Programm welches offline funktioniert. Es führte mich erst über Schotterpisten. Unglaublich, kaum hab ich den Wohnkomplex von Marie verlassen bin ich also schon auf den afrikanischen Schotterpisten angelangt. Arby und ich bereits voller Staub. Der Gepäckträger machte komische Geräusche, wenig später ist ein Gestänge bereits auseinandergefallen. Mit einer Schraube konnte ich diesen aber problemlos flicken. Währenddessen würde ich von jedem der vorbei ging gefragt, ob ich Hilfe brauchte. Heute mache ich wohl einen schon etwas in Afrika "angekommeneren" Eindruck als gestern. Mzungu hör ich nur noch selten, vor allem in Armen Gebieten ansonsten grüsst man mich mittlerweile freundlich mit Jambo, was soviel wie Hallo auf Suwaheli heisst. Ich rufe einfach Jambo zurück und winke. Das kommt immer gut an. Endlich erreichte ich wieder eine asphaltiert Strasse, dort war allerding viel los. Mit dem Verkehr komme ich einigermassen klar. Man muss einfach den Mut haben zu fahren. Die Busse Hupen nur um auf sich aufmerksam zu machen, sodass die Menschen die aufspringen wollen ready sind. Und Aufspringen meine ich übrigens wortwörtlich... Immer wieder muss ich ab den Fahrzeugen und den Strassenregeln lachen. Ich fühle mich wohl und erstaunlicherweise sicher. Immer wieder sehe ich Männer am Strassenrand die unglaublichen Dinge zusammenschweissen. Die Menschen sind unglaublich hilfsbereit und freundlich...mir kann vieles passierten aber mit wird geholfen, da bin ich überzeugt. Die Kinder spielen draussen. Sie dürfen einfach noch Kind sein und spielen. Wie schön das ist zu sehen. Etwas, das leider in unser westlichen Gesellschaft viel zu früh durch Erfolgsdruck und unserem ganzen System fast nicht mehr möglich ist. Alles ist langsamer aber alles ist möglich hier in Afrika. Die Strasse ist manchmal einsam und manchmal mitten durch eine hektischen Markt voller Mzungu-Jambo-Rufen. 

Zum Teil sind ganze Gärtnereien mit bunten, wunderschönen Blumentöpfen. 

Manchmal stoppe ich kurz um zu checken on ich noch auf der richtigen Strasse bin.

Dann wieder abgemagerte Kühe die von Plastikbergen fressen. Ziegen die wild auf der Strasse rumrennen. Ein Motorrad mit 10 Meter breiten Röhren quer geladen. Überfüllte Busse mit offenen Türen. Nichts passiert... Auch ohne Strassenregeln.

I love Africa ❤️

Mein Weg wird mich noch einige Zeit diesem mehrspurigen Highway entlang führen. Es ist allerdings sowas wie ein Trottoir vorhanden. Alle zehn Meter ist jedoch eine Erhöhung auf dem Asphalt, bei welcher ich mit all meinen Gepäck abbremsen muss, damit Arby nicht schon an Tag 1 in Tausend Teile zerfällt.

Für Heute Abend musste ich mich langsam nach einem Schlafplatz umsehen, jedoch wollte ich nicht am Strassenrand der stark befahrenen Strasse übernachten. So bog ich in ein Wohnquartier ein und suchte nach einem freien Platz zum Zelten. Die Häuser sind durch Zäune und Tore gesichert. 

Ich fand einen Fußballplatz auf dem ich mir es gemütlich machte. Eventuell werde ich hier übernachten. Erst einmal aber abwarten. Bald stiessen zwei Männer zu mir und setzten sich neben Arby. Sie öffneten eine Flache Red-Label-Whiskey und fragen mich ob ich auch etwas davon möchte.

Ich verneinte dankend und sie liessen mich dann auch in Ruhe.

Kinder spielten mit einem selbstgebastelten Ball.

Langsam und interessiert kamen sie immer näher zu mir und grinsten mich an.

Ich schenkte ihnen etwas Süsses.

Dann kam ein weiterer Typ und fragte mich ob ich hier schlafen würde.

Ich antwortete: Mal sehen...

Dies sei viel zu gefährlich.... Als ich ihn fragte, ob es denn eine günstige Unterkunft gäbe in der Nähe gebe, offerierte er mir eine zu zeigen. Er war mir sympathisch und er war Pastor. Er hatte mir sogar seinen Pastoren Ausweis gezeigt. Es kann kein schlechter Mensch sein. 

Ich ging mit ihm. Auf halber Strecke dann, fragte er mich falls ich mich nicht unwohl fühlen würde, dürfte ich auch bei ihm und seiner Familie übernachten. 

Wie gesagt, der Typ war mir sympathisch...also nahm ich das Angebot gerne an.

Wir traten ein in ein Wohnviertel hinter verschlossener Tür. Schätzungsweise sind 5 Wohnungen dort vorzufinden.

Timothy, seine Frau Joyce und der kleine fünfjährige Romans leben in einem 2 auf 4 Meter grossen Zimmer mit nur zwei Sofas und einer improvisierten Küche.

Kaum angekommen hatte ich eine Tasse Porridge und einen völlig übersüssten Kaffee vor mir stehen.

Wir verbrachten den Abend mit Brüdern und Cousins und den vielen Kindern die sich an meinem Brillen erfreuten und mit Spucke versuchten meine Tattoos zu entfernen. Erfolglos... 

Unglaublich, dass ich schon meine erste Nacht so verbringen darf. 

Ich schlief herrlich auf dem viel zu kleinen Sofa. War kaputt von all den Eindrücken von heute.

Timothy bot mir an mir mir nach Thika in die Stadt zu gehen um mit eine Sim Karte mit Daten und MPesa  zu besorgen. 

MPesa ist sowas wie Twint. Man kann per Prepaid Geld auf sein Handy laden und dann damit fast in jedem Geschäft und zum Teil sogar auf Marktständen bezahlen.

So liegen wir ca. 5 Kilometer in die Stadt und ich konnte mir für umgerechnet 8 Dollar altes Handy (à la Nokia 3210) kaufen, um darauf Mpesa zu installieren. Ohne Timothy wäre ich sowas von aufgeschmissen gewesen und sicherlich das Dreifache bezahlt. Wir trafen einen Freund von Timothy der ein Englisch-Khisuehli Wörterbuch geschrieben hat. Natürlich hab ich ihm eines abgekauft. Kann ja nicht schaden...

Von "meinen" Kindern habe ich bereits gelernt :

Busi - Katze

Cari - Auto

Asante - Danke

Karibu - Bitte

Timothy und sein Freund setzen sich für Strassenkinder ein obwohl sie selber nichts haben... Einfach beindruckend...

Gegen Mittag war ich bin also stolze Besitzerin von zwei Sim Karten und einem neuen, alten Handy. Und wie die Einheimischen von  MPesa. 

Ich bin Timothy so dankbar für die Hilfe.

Auf dem Rückweg schlug ich vor Essen zu kaufen. Das Mindeste was ich für die Familie tun kann. Ich schlug Timothy vor für 3000 Kenyanische Schilling einzukaufen. Was ca. 20 Franken entspricht. Wir kauften Öl, Mehl, Toilettenpapier und noch mehr Mehl, Eier usw. Zu Zweit schleppten wir die riesige Einkaufstüte zurück. Er habe noch nie für so viel Geld auf einmal eingekauft. Nur gerade auf der anderen Strassenseite kauften wir noch einen Kanister Gas was der Familie für einen Monat reichen sollte. Und beim Metzger auf dem Markt 200 gr. geschnetzeltes Rindfleisch aus einer ungekühlten Vitrine mit Blutspritzer an der Wand und Fliegen auf dem gehängten Fleisch. 

Zurück beim Haus spielte ich mit den Kindern und liess alle mein Zelt beschriften.

Joyce kochte einen leckeren Eintopf mit dem Fleisch, Spinat und Kartoffeln dazu selbstgemachtes Ciabatta. 

Zum ersten Mal habe ich auch das Wasser nicht gefiltert, welches aus dem Tank bei den Wohnungen kommt. Mir wurde versichert, dass es sauber sei..

Da es schon spät war offerierte mir die Familie noch eine Nacht länger zu bleiben. Gerne nahm ich das Angebot an obwohl ich eigentlich vorhatte heute weiterzufahren.

Was ich gelernt habe ist, dass ich solange ich in der Nähe des grossen Highways bin wohl eher in einem Zimmer übernachten sollte. Erst in den abgelegenen Regionen und Nationalparks zelten werde. 

Am späteren Nachmittag führte mich Timothy zu einem nahgelegenen Fluss. Der Nachbar welcher ein Motorrad Taxi fährt, fuhr uns dorthin. Jedenfalls sah ich mich plötzlich mit dem Fahrer und 4 Kindern (das jüngste 1.5 Jahre alt) auf diesem Töff der und durchs Gebüsch düsen. 

Was mir auffällt hier ist, dass man den Kindern viel mehr Vertrauen schenkt als in Europa. Sie werden nicht ständig korrigiert und dürfen sein wie die sind. Zudem schaut hier einfach Jeder für Jeden... Es spielt keine Rolle ob es Mein oder Dein Kind ist... Oh wir sehr wünschte ich mir das auch in Europa...

... Es passiert schliesslich auch nichts...

Beim Fluss badeten wir unsere Füsse und machten Fotos. Als der kleine Jimjim auf meinem Arm plötzlich wild zu kreischen an begann und auf etwas in meinem Rücken zeigte und ich mich umdrehte, konnte ich nicht glauben, dass ein Affe nur wenige Meter hinter mir vorbeihuschte..

Der Töff wurde noch kurz im Fluss gewaschen und dann fuhren wir auch schon wieder zurück.

Zum Abendessen gabs leckere, frittierte Chania (Teigtaschen) die Timothy zubereitete.

Ich bin der Familie so dankbar für diese wundervolle Zeit in der ich einfach nur glücklich sein konnte und soviel neues gesehen und gelernt habe, wie andere in einem Leben nicht... 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Therese (Dienstag, 19 Oktober 2021)

    So schnell so gut eingelebt. Ich wünsche dir noch viele solche Begegnungen. Take care, liebe Grüße.

  • #2

    Michaela Eggimann (Dienstag, 19 Oktober 2021 22:24)

    Liebi Sandra
    Äs isch mega spannend z läse, wo Arby - em Ruven sis ehemalige Bike - di überall häre begleitet! Äs fröit üs, bisch du die nöii Bsitzerin worde u mir hoffe natürlech, dass Arby di nid im Stich laht!
    Häb ä wunderschöni, spannendi, idrücklechi u unvrgässeni Zyt in Africa und take care!
    Härzlechi Grüess us em Bärner Seeland�

  • #3

    Adam (Freitag, 31 Dezember 2021 09:53)

    I love what you said about children (that they can be what they are and are not being constantly corrected).
    We need that in our culture as well!