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Iss ein Snickers...

Jeder hat so seine Hobbies...
Jeder hat so seine Hobbies...

Am Abend traute ich mich wieder Mal raus und fand eine Bar mit Livemusik. Ich beschloss noch eine Nacht länger in Korogwe zu bleiben. 

Mal einen Tag nicht auf dem Sattel zu sitzen und einfach Nichts tun würde mir guttun. 

Ich machte also einen Zero day in Korogwe. 

Am Vormittag fuhr ich mit Arby ins Dorf um einige kleine Dinge zu besorgen. Ja, wer jetzt pingelig ist, es war nur ein Nero in dem Fall. 

Zero-Day = Kein Velofahren

Nero-Day (nearly Zero) = nur wenig Velofahren

Vor einer Kirche machte ich Halt um dem Gesang ein bisschen zuzuhören. Es war ja Sonntag. 

Natürlich blieb ich nicht lange unentdeckt und ich wurde mit in die Kirche gezogen wo gerade ein typisch afrikanischer Gottesdienst stattfand. 

Oje, wie bin ich denn hier gelandet? Und vor allem, wie komme ich hier wieder einigermassen unbeschadet raus. 

Ich horchte anständig der Predigt auf Suaheli zu. Stand auf, wenn alle aufstanden. klatschte, wenn alle klatschten und setzte mich wieder, wenn sich alle hinsetzten.

Als bekennende Atheistin finde ich es interessant viele verschiedene Gottesdienst zu besuchen. 

Eigentlich sind nur unsere reformierten und katholischen so richtig spiessig und langweilig. Warum eigentlich? 

Wieso sind wir da so altbacken? 

Bereits in Burney auf dem PCT habe ich einen Amerikanischen Gottesdienst besucht. Die Freude und Ausgelassenheit hat mich schon damals sehr beeindruckt. Nun der Afrikanische Gottesdienst ist an Lebensfreude und tollem Gospelgesang natürlich nicht mehr zu übertreffen. 

Es war eine tolle Erfahrung dabei zu sein. 

Zurück im Hotelzimmer putzte ich Arby in der Dusche so gut es ging und fettete ihn mit Vaseline ein. Mein linkes Pedal knackt teilweise. Vielleicht hilft es ja dagegen. Vaseline hilft doch immer... 

Morgen werde ich versuchen ein Paket nach Hause zu schicken. Es hat sich schon so einiges angesammelt, was ich nun nicht immer mitschleppen will. Zudem schicke ich meine langen Kleider nach Hause. Auch wenn ich vielleicht Mal in kältere Regionen komme, sind diese noch weit weg und ich werde mir dort passende Kleider besorgen können. 

Gegen Abend ging ich was Essen. Endlich wieder Mal Reis und nicht diese labrigen Pommes Frites in altem Öl gebraten. 

Es ist eine Tanzanische Spezialität, die Pommes als mit Ei als eine Art Omelette mit Chips zuzubereiten. Es ist lecker - Einmal - aber nicht jeden Tag. Wenn man schon Mal den Luxus von einem englischsprechenden Restaurantbesitzer hat, dann muss das nicht sein. 

Er leistete mir Gesellschaft währenddessen ich mein Abendessen verzerrte. 

Es tat gut ein einigermassen normales Gespräch zu führen. Und nicht nur mit Händen und Füssen um etwas zu Essen zu bitten. 

Als ich ihm von meine Plänen von Tanga erzählte. Meinte er: "No boat from Tanga..."

No boat? 

"No goody boat no goody boat..." 

Was heisst denn das schon wieder? Hat es nun eine Fähre nach Zanzibar oder nicht? 

Er fragte noch einige seiner Kollegen und alle meinten: "No goody boat..." 

Ich fragte, was denn nicht "goody" sei an den Booten.... 

"Oh it's risky... Don't risk your life..."

Zurück im Hotel, forschte ich also nochmals im Internet nach und tatsächlich gibt es wohl keine offizielle Fähre nach Pemba und Zanzibar. Man könne sich aber bei einer Art Fischerboot einmieten für die Überfahrt. 

Überall wird davon abgeraten, weil es zu gefährlich sei. 

Um ehrlich zu sein, habe ich auch keine grosse Lust darauf auf einer 14 Stündigen Überfahrt in einem kleinen Fischerboot, mit einem betrunkenen einarmigen Pirat mit Augenklappe, seekrank zu werden. 

Alle Informationen nach muss ich also nach Daressalam (Dar) gehen um die Fähre zu kriegen. 

Die Küstenstrasse von Tanga nach Dar ist leider für mich auch keine Option weil diese durch den Saadani Nationalpark führt und ich dort nicht mit dem Velo durchfahren darf. Auch wenns nur für einige Kilometer wäre. 

So bleibt mir wohl nichts anderes übrig als die Hauptstrasse bis Dar zu folgen. Dies sind noch gute 300 Kilometer von hier. 

Und ich hab mich so auf eine Glace in Zanzibar gefreut... 

Nun alles hat auch sein Gutes. Ein Schulkollege bereist auch gerade Tanzania und wird in paar Tagen nach Zanzibar kommen. 

Da ich nun länger brauche um dorthin zu kommen, können wir uns dort vielleicht treffen. 

Beim Frühstück sah ich zum ersten Mal seit Langem wieder einmal weisse Menschen. Sie genossen ebenfalls das Frühstück vom Hotel. 

Hab ich da etwa Schweizerdeutsch gehört? 

Nein ich muss mir das eingebildet haben....

Doch tatsächlich - keine Zweifel es sind Schweizer. 

Ich setzte mich zu ihnen und lernte eine unglaublich nette Schweizer Familie kennen die per Auto Tanzania entdecken und ein nachhaltiges Hilfsprojekt unterstützen.

Es tat so gut mich mit ihnen auszutauschen. 

Ich durfte ihnen sogar mein Paket mitgeben und sie werden dies für mich zurück in die Schweiz nehmen. Ach wie bin ich froh wird das Päckli heil in der Schweiz ankommen. Ganz ohne bürokratischen Krieg im Post-Office. Erst nachdem ich das Päckli nämlich zugeklebt habe, kam mir der Gedanke, dass die Post vielleicht dafür nicht die beste Option ist. Vielleicht müsste ich es eher über einen internationalen Kurier verschicken? DHL? 

Diese findet man aber natürlich nur in den grösseren Orten. Sicherlich nicht in Korogwe. 

Ich fuhr also ziemlich viel leichter weiter Heute. 

Der Zeroday gestern hat mir gut getan. Ich muss mir öfters solche Tage gönnen. 

Es wird ein bisschen hügeliger. Bis zur Mittagszeit aber angenehm zu fahren. 

Am Mittag wirds jeweils fast unerträglich heiss - und ich liebe es warm und heiss zu haben. 

Zum Fahren jedoch ist es selbst mir etwas zu krass. Entweder mache ich dann also eine lange Siesta am Schatten oder ich suche bereits nach einem Schlafplatz. Da ich nun mehr als genug Zeit habe um nach Dar zu kommen entschied ich mich heute bereits nach ca. 50 Kilometer in Kabuku zu bleiben. 

Zu Fuss lief ich ins Dorf und staunte über das Angebot der verschiedenen Läden. Ich fand sogar eine Glace. Mmmmh! 

Man muss also nicht nach Zanzibar um ein Eis zu kriegen... Kabuku is the place... 

Im Dorf spendierte ein netter Mann mir zwei - keine Ahnung was das waren... Irgendeine Art Gebäck. Auch auf dem Rückweg habe ich unglaublich nette Menschen kennengelernt. Ich komme langsam klar in Tanzania. 

Gefühlsmässig sind aber die Menschen, je weiter südlich auch irgendwie netter. Die Wenigen die Englisch sprechen, sind interessiert an meiner Geschichte und übersetzen dann für die, die kein Englisch verstehen. 

Ich fühle mich sicher in den Dörfern. 

Denn es spricht sich schnell rum, das eine Mzungu da ist und ich bin unter ständiger Beobachtung. In den letzten Dörfern habe ich gelernt, dass ich beim ersten Durchgehen/fahren in einem Dorf angemacht werde, schon beim zweiten Mal allerdings nicht mehr oder viel weniger. Es kommt mir vor, als wäre es die erste Aufregung, welche die Menschen verspüren und sie wollen unbedingt mit einem Mzungu in Kontakt kommen. Wenn ich mich dann ganz normal ins Dorfgeschehen begebe, werde ich zwar von Tausenden Augen beobachtet - nicht mehr aber angemacht. 

Ich versuche so gut es geht Suaheli und Kiswahili zu lernen. Aber rein bei der Begrüssung gibt es Tausend verschiedene Arten und Antworten.  In jedem Dorf gilt etwas anderes. 

Was mir ebenfalls auffällt ist, das die Kenyaner nicht viel von den Tanzanier halten und umgekehrt. Beide behaupten, ihr Volk sei das bessere. Ihr Land das sichere. 

Naja am Tag Eins in Tanzania hätte ich ein ganz anderes Urteil über die Tanzanier gefällt als Heute... 

Die Weiterfahr am nächsten Tag war nun sehr hügelig. Den ganzen Tag starke Steigungen und Abfahrten. Bei einer Abfahrt wurde ich von einem Affen überrascht. Fast hätten wir einen Unfall gebaut... Liebe Mobiliar... 

Leider reichte die Zeit nicht mehr den Affen zu fotografieren, der aus dem Gebüsch auf die Strasse sprang. Er verschwand genau so schnell nämlich wieder in den Wald. 

Die Häuser der Menschen verändern sich zunehmend. Nun sind immer weniger Wellblech-Hütten zu sehen und immer mehr solche aus Lehmmauern und Strohdächern. 

Die ewigen Steigungen heute machten mich irgendwie fertig und ich entschied mich nach nur 40 Kilometern in Mkata zu bleiben. Wohl für die nächsten 100 Kilometer das letzte Dorf mit Unterkunft. 

Hoffentlich bin ich Morgen wieder voller Energie um diese zu radeln. 

Gestern habe ich am Strassenrand gesehen wie Menschen weisses Gestein hauen und es dann nebst der Kohle am Strassenrand verkaufen. 

Leider konnte ich mich mit den Menschen nicht verständigen, dass ich verstehen konnte wofür man die Steine gebrauchen kann. 

Ich machte aber einige Fotos und fragte der Motelbesitzer. Ich habe das nun schon öfters so gemacht; wenn ich was sehe und nicht weiss was es ist, zeige ich das Foto einfach zu einem späteren Zeitpunkt Jemandem der ein bisschen Englisch spricht. 

Er stellte mir beim Frühstück gleich Jumbe vor, der nur wenige Meter neben meinem Motel einen Laden mit Kristallen führte. 

Er erklärte mir, dass aus diesen weissen Steinen Farbe hergestellt wird und sie ebenfalls zur Herstellung von Medikamenten gebraucht würden. Er nahm mich mit in sein Büro we er eine ganze Sammlung von Kristallen und Steinen liegen hatte. Tanzania ist bekannt für seine Bodenschätze. So hatte er zum Beispiel Granit, Graphit, Smaragde, Kupfer und Titan dort liegen. Zum Teil roh und zum Teil geschliffen. 

Jumbe fand ich bräuchte unbedingt einen Amethyst - ein violetter Kristall... Dieser würde mich beschützen. Eine Frau die alleine durch Afrika radelt müsse beschützt werden. 

Mir kann also nichts mehr passieren. 

Als ich Jumbe meinen Plan heute nach Msata zu kommen erklärte, meinte er es würde vor allem runter gehen bis nach Msata. Zu gerne hätte ich ihm dies geglaubt. Meinen Erfahrungen nach kann man aber den Menschen mit solchen Aussagen nicht trauen. 2 Kilometer sind schnell Mal 20 und Not that hilly ist es vielleicht mit dem Motorrad oder Bus. 

Arbys Hinterreifen hat wohl etwas Luft verloren, obwohl ich wusste, dass dies nichts Gutes verhiess, pumpte ich ihn erstmal nur wieder auf. 

Nur nach etwa Vier Kilometer allerdings, wars dann wieder passiert und ich konnte zum Glück gleich bei einer Tankstelle einbiegen um mir die Sache anzusehen. 

Zwei Männer halfen mir mit einem Eimer voller Wasser das Loch im Schlauch zu finden. Wir fanden aber Keines. Den geflickten Patch hatte ich noch ein bisschen besser angeklebt. Vielleicht war das das Problem. Nun hielt der Pneu für die nächsten 20 Kilometer... Dann wieder das bekannte Geräusch; wenn Luft aus meinem Reifen entweicht. Pffffffffffhhhhh....

Diesmal am Strassenrand, montierte ich wieder alle Taschen ab und begann zum klappern der Klapperschlangen im Gebüsch den Schlauch zu reparieren. Es muss sich um das bereits existierende Loch handeln. 

Ich fackelte nicht lange rum - riss den alten Patch ab und montierte einen Neuen. 

Etwa in der Hälfte meiner heutigen Route fand ich eine Art Raststätte, ich ass ein Mittagessen und gönnte mir ein Snickers zum Dessert. Wow wann habe ich wohl zum letzten Mal ein Snickers gesehen? Es muss in Nairobi gewesen sein. 

Das mir gleich Heute eines begegnet wenn ich es so fest brauchte ist pures Glück. 

Gestärkt fuhr ich also weiter über die hügelige Landschaft. Es war noch anstrengender als Gestern. 

Zwischen Mkata und Msata ist nicht viel - ausser Hügel... ich muss also die 80 Kilometer heute schaffen. Als ich auf den letzten 20 Kilometern war wartete eine lange, steile Abfahrt auf mich. Das verheisst nichts Gutes - denn dies ging es natürlich auf der anderen Seite wieder rauf. 

Die Sonne brannte auf mich runter und ich verlor gefühlt Literweisse Schweiss. 

Nicht nur um zu Trinken musste ich von Zeit zu Zeit anhalten sondern auch um mich mit den Affen am Strassenrand zu unterhalten. 

Ich fütterte ihnen Bananen und es ist so; sie öffnen diese von Unten. 

Ein alter Mann hat mir dies vor Jahren einmal gepredigt und seither öffne ich die Bananen auch immer von unten und das klappt viel besser. 

Man könnte sich noch so viel Mehr von der Natur abschauen.    

Ich schaffte die 80 hügeligen Kilometer nach Msata und fand problemlos eine Lodge zum übernachten. 

Die Luft ist im Reifen geblieben und ich werde von einem violetten Amethysten Stein beschützt. Nun bin ich nicht mehr weit von Bagomoyo und der Küste entfernt. Somit auch nicht von Daressalam worauf ich mich sehr freue. 

Habe nämlich an meinem persönlichen Tiefpunkt nach einem Mc Donalds dort gegoogelt. Wer mich kennt weiss, ich bin absolut kein Fastfood-Kind aber ich hätte so Lust nach Käse.... Oder einfach nach einem Sandwich....Oder einem Milkshake...

Einen McDonalds gibt es dort nicht aber ich bin guter Hoffnung dort irgend ein westliches Sandwich zu finden. 

Ich liebe die afrikanische Küche sehr.... Milchprdukte fehlen mir im Moment aber gerade etwas... 

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Markus wölfli (Mittwoch, 10 November 2021 20:04)

    Geng ume spannend wasde so ärläbsch!häb sorg u gnieses