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You can call it another lonely day...

Pause in Namibia
Pause in Namibia

Ich freute mich darauf Windhoek wieder zu verlassen. Irgendwie eine komische Stadt. 

Es wird nochmals eine strenge Strecke auf mich zukommen mit langen Distanzen und wenigen Übernachtungsmöglichkeiten. Genau das brauch ich aber jetzt wieder. 

Am ersten Tag fuhr ich nur etwa 20 Kilometer aus der Namibischen Hauptstadt raus. Es ging bergauf. Windhoek liegt nämlich in so einem Art Krater und ist von Hügeln umgeben. Ich fand einen schönen Camping und fragte eigentlich nur aus reiner Neugierde, was ein Zimmer kosten würde. Für 400 namibische Dollar kann man ja Mal einen Blick riskieren. 

Die nette Dame führte mich in ein Apartment mit Küche und einem - selbst für europäische Verhältnisse-luxuriösem Badezimmer. Draussen färbte sich der Himmel schon wieder dunkler und somit entschied ich mich gerne für das Luxuszimmer für umgerechnet nur etwa 20 Franken. 

Es hat die ganze Nacht durchgeregnet und der Morgen fühlte sich kalt an. Auf der ganzen Strecke der heutigen 75 Kilometer hatte ich nie richtig warm. Geregnet hatte es allerdings nicht. Ich bin froh endlich wieder einige Hügel zu sehen. Es macht die Fahrt kurzweiliger. 

In Rehoboth fand ich einen riesigen Shoppingkomplex und ein kleines Guesthouse. Ich wurde zwar nett begrüsst und auch der Preis stimmte aber die Besitzerin war irgendwie seltsam. Ihr Blick war irgendetwas zwischen gelangweilt und eindringlich. Es war auch das erste Mal, dass es jemanden lieber gewesen wäre, dass ich Arby draussen gelassen und nicht mit ins Zimmer genommen hätte. Nachdem ich aber mit er Putzfrau zusammen die Pneus abgewaschen hatte, konnte ich Arby doch mit ins Zimmer nehmen. Alles in Allem ein guter aber auch ein bisschen komischer Ort. 

Am Nachmittag ging zum imposanten Hügel der über Rehoboth wacht, spazieren. 

100 Kilometer warteten am nächsten Tag auf mich. Nachdem die Psychotante des Guesthouse sich schon bei mir erkundigt hatte ob alles in Ordnung wäre, bin ich ziemlich früh losgefahren. 

Ich genoss die heutige Fahrt sehr und nahm mir vor einige Pausen zu machen. 

Normalerweise mache ich nur eine Pause wenn ich so meine 60  oder 70 Kilometer mache. Wenn ich aber 100+ mache brauche ich mehr davon. Dies habe ich nun auf meinen bald 5500 Kilometer durch Afrika gelernt. 

Plötzlich hörte ich die Sirenen eines Polizeiauto hinter mir und durch den Lautsprecher wurde irgendwas in Afrikaans geschrien, was ich nicht verstehen konnte. 

OK, was kann ich hier auf dieser einsamen Strasse falsch gemacht haben? 

Ist ernsthaft die Polizei hinter mir her? 

Hat die Psychotante  doch noch etwas Dreck von Arby auf dem Fussboden gefunden? 

Der Polizeiwagen überholt mich und der Polizist wies mich mit seiner Hand an auf die rechte Strassenseite zu wechseln. 

Dies tat ich dann auch und als ich zurückblickte sah ich einen völlig überladenen Spezialtransport einer riesigen Baumaschine, die die ganze Strasse beanspruchte. 

OK, deswegen der Aufstand...Doch nicht die Psychotante... 

Ich war erleichtert...

Ansonsten fällt mir auf den Namibischen Strassen auf, dass man Kreuze am Strassenrand stehen sehen kann. Ein Menschenleben ist hier also ein Kreuz Wert. 

Die Strassen sind in gutem Zustand. Nur etwas schmal wenn man mit dem Velo unterwegs ist. Die meisten Wagen halten aber gut Abstand. Wenn mir ein Auto oder Truck entgegenkommt und ich von hinten was höre, zeige ich diesem Wagen ohne mich umzudrehen mit der flachen Hand "Stopp" und erstaunlicherweise halten sich die Fahrer daran und überholen dann sicher. 

Viele hupen und winken mir. Es motiviert mich. Wenn ihr mal einen Long-Distance-Traveler auf dem Bike seht tut das ruhig, aber bitte nicht neben dem Velofahrer, sondern vorher. Ich falle regelmässig fast von Arby vor Schreck der lauten Hupen. 

Ansonsten freuen sich Long Distance Traveler stets über einen Schwatz, Wasser und Essen. Nur so.... 

In Kalkrand angekommen, war mein erster Halt der Supermarkt. Dort traf ich Simon dem ich eine Portion Pommes-frites und ein Brot kaufte. Kinder führten mich dann auf das Kalkrand Rest Camp, dies schien mir aber etwas komisch und dreckig. So checkte ich die Teufelskrallen-Lodge aus. Die Zimmer dort kosten aber zwischen 1000 und 3000 Namibia Dollar (Normalerweise zahle ich so um die 400/ 450) die nette Receptionistin in gab mir aber den Tipp des "Ministry of gender equality" die würden Zimmer anbieten. 

Ich fuhr also dorthin und tatsächlich bekam ich dort ein schönes Zimmer für nur 200 Dollar. Endlich hatte ich auch wieder "meine afrikanischen Kinder" um mich rum. Sie waren an mir und Arby interessiert. 

Endlich gefällt mir Namibia so richtig. Es ist so wie überall. Der Unterschied zwischen Stadt und Land ist einfach riesig. 

Nun bin ich also wieder mittendrin im Herzen Namibias und ich geniesse die flache, einsame Strasse. 

Vor dem Spar in Mariental sitzen viele Menschen im Gras und auf den Sitzbänken vor dem Laden. Ich falle wieder auf, als weisse Frau. 

Von prasselndem Regen wurde ich Heute Morgen geweckt. Zwar war ich mit Crappy mehr oder weniger unter dem trockenen Dach, erstmal wach, konnte ich aber nicht mehr einschlafen. 

Die Strasse ist gut zu mir und ich kann gar nicht sagen wie sehr ich Namibia geniesse. 

Es gibt keine krassen Steigungen. Der Verkehr ist OK. Das Wetter angenehm und ziemlich sicher. Es gibt keine gefährlichen Tiere unterwegs. Und das Schönste, ich habe meine Ruhe. Keine Menschen sind zu sehen. Naja fast keine. Alle warnten mich vor dieser Strecke von Windhoek bis zur Grenze:

"Dort ist Nichts zwischendrin - absolut nichts" 

Ja dies stimmt vielleicht, wenn man mit dem Auto unterwegs ist. 

In Botswana war Nichts.... Was ich aber auch sehr genossen habe. 

Hier in Namibia findet man hier und da wieder eine Farm oder ein kleines Dort etwas abseits der B1. 

So wie Gibeon meinem heutigen Rastplatz. Dieser liegt 9 Kilometer Gegenwind von der Hauptstrasse. Als ich in das kleine Dorf reinfuhr, begegnete mir erst kein Mensch. Es war schon fast etwas beängstigend still. 

Dann sah ich aber tatsächlich einen Mann, der mir den Weg zum Camping zeigen wollte. 

Erfahrungsgemäss ist es immer besser auf die Einheimischen zu hören als auf Google Maps zu vertrauen. Jedoch führte mich dieser Typ über grobsteinige, ausgewaschen, steile Strassen durch das Dorf ohne mir auch nur die Richtung des Campings sagen zu können. Seine Alkoholfahne machte ihn mir nun auch nicht gerade sympathischer. So machte ich ihm klar, dass ich schon alleine was finden werde und fuhr ihm davon. Laut eigener Aussage war der Typ einer der Dorfältesten obwohl er nur wenig älter schien als ich... Ich grinste in mich hinein und fand den Weg zurück auf eine immerhin etwas grössere Sandstrasse und von dieser auf die asphaltierter Strasse zurück und schliesslich sogar zum "Business Center of Gibeon" . 

Dort stehen Campingplätze zur Verfügung. Weil diese aber komplett der Sonne ausgesetzt waren und es keine Möglichkeit von Schatten gab, entschied ich mich für ein Zimmer. Dieses ist sauber und hat einen hohen Standard. Ich würde sagen, bisher waren alle Zimmer hier in Namibia von europäischen Standard. 

Auch heute erwartete mich wieder ein langer Trip.. Von Gibeon aus, musste ich erst noch die 9 Kilometer zurück auf die Hauptstrasse fahren - auch wieder Gegenwind.... Das kann doch nicht sein..

Als ich auf der Hauptstrasse war, drehte ich nach Rechts - und auch hier - Gegenwind... 

Heute war auch der Tag der Baustellen. Zwischen Gibeon und Asab sind zwei lange Strecken nur Einspurig befahrbar. Da wir aber von ungefähr je Sechs Kilometer sprechen, fuhr ich einfach durch. Als Velofahrer schaffst Du die Strecke eh nicht in der "grünen" Zeitperiode. 

Anstandshalber fragte ich die Wachposten jeweils mit einer Handbewegung, ob es OK sei wenn ich durchfahren. 

Die Antwort jedesmal : "No" 

Ich antwortete wie ein Afrikaner; "Yes, I go" 

"OK" war dann die Antwort und mir wurde freundlich nachgewunken. 

Es ist Wochenende und es sind nur sehr wenige Autos unterwegs und deshalb frage ich mich einmal mehr, warum man auf einer Strecke von 700 Kilometern ausgerechnet den Laster überholen muss wenn ein Fahrrad entgegenkommt. 

Zwei ziemlich gefährliche Situationen sind gerade passiert. 

Einmal bin ich im Gebüsch gelandet - im Dornengebüsch! 

Und einmal musste ich wegen einem Baustellenschild anhalten. Beiden Situationen folgte ein Stinkefinger und eine halben Herzstillstand meinerseits. 

Ich fühlte mich soweit immer ziemlich sicher auf den afrikanischen Strassen - trotzdem gab es zwischendurch natürlich solche oder ähnliche Situationen. Meiner Erfahrung nach sind die Trucker, die rücksichtsvollsten Fahrer auf der Strassen. Diese halten meist einen grossen Abstand von mir und Arby. Sie wissen anscheinend auch, das nicht nur die Gefahr des Mitschleifens besteht, sondern auch der Luftdruck nach dem Überholmanöver auf dem Fahrrad deutlich spürbar ist. Wenn der Wind nämlich gerade ungünstig bläst, kann es einem regelrecht zu dem Fahrzeug hinziehen. 

Nach diesen Zwei Situationen war ich erschöpft und als ich in Asab ankam, machte ich vor einem geschlossenen Laden Pause. 

Gestern habe ich einen Bauarbeiter getroffen, der mir angeboten hatte, wenn ich in Asab sei, könne ich in ihrem Lager wohnen. Es ist wohl ein provisorisches Lager für die Bauarbeiter aufgebaut dort. 

Wenn es nicht Wochenende gewesen wäre, und die Arbeiter frei gehabt hätten, hätte ich dieses Angebot vielleicht angenommen. 

So stand aber fest, dass ich weiterfahren werde. 

Als ich schon fast zusammengepackt habe und mir die nette Dame aus dem geschlossenen Laden eiskaltes Wasser gegeben hatte, sah ich einen silbernen BMW Töff vorfahren. Ich ging zu den Beiden hin und sie stellten sich als Claudia und Roland aus Windhoek vor. Wir tauschten uns über unsere Reisen aus und sie gaben mir hilfreiche Kontakte und Tipps für meine Weiterfahrt. 

Nochmals bis zum Horizont und dann nochmal und dann nochmals. Die Gegend und Strasse ist öde und langweilig, trotzdem sehe ich unglaublich viel und geniesse die Fahrt zu meinem Namibia- Soundtrack "Go your own way" von Fleetwood Mac. 

Keetmanshoop ist wieder ein etwas grösserer Ort. 

Eigentlich wollte ich von hier aus den Fish River Canyon anschauen gehen. Dies ist nach dem Grand Canyon in den USA der zweitgrösste Canyon der Welt. Leider ist dorthin nur Sandstrasse und dies etwa 100 Kilometer weit. Unmöglich mit dem Velo dies auch nur in Angriff zu nehmen. 

Ich fragte im Info-Center von Keetmanshoop nach, ob es vielleicht irgend eine Tour geben würde. Tatsächlich gab es ein Angebot. Allerdings wäre im Moment die Wanderung runter in den Canyon nicht möglich und man könnte nur zum View-Point gehen. Dafür waren mir dann die stolzen 150 Franken doch zu schade. Vielleicht gibt es ja noch die Möglichkeit einen Hitch zu bekommen von Grünau aus. Dieser Ort liegt näher am Canyon und vielleicht nimmt mich ja jemand mit dorthin. 

Heute habe ich mich dann als Alternativprogramm entschieden die "Quiver-Trees"(spezielle Bäume die nur in dieser Region wachsen und aus denen früher Köcher hergestellt wurden) und der "Giants-Playground" (riesige aufeinander "gesetzte" Steine anzuschauen. 

Dazu fuhr ich an meinem freien Tag immerhin fast 40 Kilometer "graveled road" - also nicht asphaltierter Strasse. Diese war aber selten so richtig sandig, dass sie gut und schnell zu befahren war. 

Das Gepäck konnte ich in meinem Zimmer in Keetmanshoop lassen. Diesmal eine Art Kloster... Ja, ich staune selber, wo ich immer wieder lande...

Ich genoss die Fahrt zu den Sehenswürdigkeiten. Es war der perfekte kleine Trip für Heute. Bei der Quiver Tree Lodge musste ich eine Art Genehmigung lösen um die beiden Sehenswürdigkeiten zu sehen. Dies kostete mich allerdings nur 100 Namibische Dollar und von dem netten Loge Besitzer bekam ich eben den Tipp evtl. von Grünau einen Hitch zum Fish River Canyon zu bekommen. 

Die Quiver-Trees sind spezielle aussehende Bäume mit einem dicken Stamm und ebenfalls dicken Ästen. die Baumkrone hingegen ist ziemlich kompakt. Irgendetwas zwischen einer Palme und einem Baum, welche nur im südlichen Namibia und im nördlichen Südafrika wächst. 

Ich hätte Stunden in diesem kleinen Wald verbringen können.... Etwa Fünf Kilometer weiter konnte ich dann den "Giants-Playground" besichtigen. 

Dieser sieht wirklich aus, als hätte ein Riese die wuchtigen Steine aufeinandergestapelt. Natürlich ist dies nicht wirklich der Grund für die bizarr wirkende Felslandschaft, sondern durch die eckige Variante der Wollsackverwitterung (liebe Grüsse von Wikipedia). Also einfach gesagt, das Wetter hat die Felsen im Verlauf von Tausenden und Abertausenden von Jahren so abgewettert und lässt sie nun so erscheinen. 

Auch da, hätte ich den ganzen Nachmittag blieben können. 

Namibia ein Land voller Einsamkeit und Schönheit. 

 

Droewors
Droewors
Endlich wieder Hügel...
Endlich wieder Hügel...

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Kommentare: 1
  • #1

    Claudia (Montag, 21 Februar 2022 20:17)

    Super fotos, super beschrieben, so jst es.
    Wir wünschen Dir eine gute fahrt weiter in den Süden, es ist momentan einfach nur schön. Drücken dir die daumen das es klappt mit Fisch River Canyon von Grûnau aus.